Das Bauernhofmuseum Illerbeuren ist das älteste Freilichtmuseum Süddeutschlands, es wurde im Jahr 1955 eröffnet. 2024 wurde es umbenannt in Schwäbisches Freilichtmuseum Illerbeuren. Seltsamerweise zählt es nicht zu den bekanntesten Allgäuer Sehenswürdigkeiten. Dabei ist es ein ständig wachsendes, sehr aktives und attraktives Museum, das ich Familien sowie Geschichts- und Kulturinteressierten gerne empfehle. Für Kinder gibt es in den Ferienzeiten vielfältige Mitmachangebote, beispielsweise Malen, Basteln und Backen, sowie einen Spielplatz und einen Niederseilgarten. Nicht zu vergessen die lebenden Werkstätten, die Tiere, die Sonderausstellungen und Aktionstage und die Gastronomie.

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Schwäbisches Freilichtmuseum Illerbeuren: ein Rundgang
Besonders schön an diesem Museum ist, dass es nicht irgendwo „auf die grüne Wiese“ gebaut wurde, sondern mit einem alten Hof mitten in Illerbeuren anfing, der zum Heimathaus ausgebaut wurde. Um diesen Hof herum ist es gewachsen und mit den Jahren zu einem richtigen Dorf im Dorf geworden. Ich zeige hier nicht alle Gebäude, sondern habe einige exemplarisch ausgewählt.
Mit der St.-Ulrich-Sölde fing alles an
Die Keimzelle für das Bauernhofmuseum Illerbeuren (jetzt: Schwäbisches Freilichtmuseum Illerbeuren) war die St.-Ulrich-Sölde, die schon jahrhundertelang an dieser Stelle steht. Ihr seht sie links im Bild:

Eine Sölde ist eine Hofstelle, zu der so wenig Grund gehört, dass die Bauern dort nicht davon leben konnten. Sie waren daher gezwungen, entweder nebenher noch ein Handwerk auszuüben oder sich als Tagelöhner („Söldner“) zu verdingen. Die Innenausstattung der St.-Ulrich-Sölde in Illerbeuren stammt aus den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Das Haus ist aber viel älter, es wurde im 17. Jahrhundert erbaut.



Die meisten der anderen Gebäude wurden an ihrem Urspungsstandort abgebaut und im Bauernhausmuseum Illerbeuren wieder aufgebaut (der Fachbegriff dafür lautet „transloziert“). Wobei es sich dabei keineswegs nur um Bauernhäuser handelt, was der Hauptgrund dafür war, dass der neue Name Schwäbisches Freilichtmuseum Illerbeuren lautet.
Weitere Gebäude auf dem Museumsgelände
Hier seht ihr beispielweise ein ehemaliges Feuerwehrhaus und ein Bienenhaus aus dem Jahr 1910.

Interessant ist auch der Uttenhof, der aus dem Westallgäu stammt. Er wurde als Kombination aus Austragshaus (für die Altbauern nach der Hofübergabe) und Kornkammer erbaut.


Die Innenausstattung ist schlicht, aber die Standuhr ist ein echtes Prunkstück:


Ein von außen eher unscheinbares Gebäude entpuppt sich als ehemalige Landmaschinengroßhandlung aus Buchloe. Drinnen ist ein Paradies für Fans von Oldtimertraktoren und alten Landmaschinen.


Das Museumsgelände hat sich mittlerweile zum Dorfrand hin ausgedehnt. Dort befinden sich weitere Sölden, noch ein Bienenhaus und ein Spaliergarten. Erstaunlich, in welche Formen man Obstbäume ziehen kann!

Auch eine komplette Sägemühle ist zu besichtigen:

Ganz am Ende des Geländes befinden sich eine Freiluftkegelbahn (sie stammt aus Altusried) und eine ehemalige Torfwirtschaft aus dem Landkreis Günzburg.

In der Torfwirtschaft kann man sich mit Getränken und kleinen Brotzeiten stärken, wenn sich wieder ein Wirt oder eine Wirtin dafür findet. Für Kinder gibt es daneben einen kleinen Niederseilgarten.

Schwäbisches Freilichtmuseum Illerbeuren: Tierische Bewohner
Auf dem Freigelände leben auch Pferde, Schafe, Gänse, Enten und ein zutrauliches Pärchen original Allgäuer Braunvieh.



Diese Schafe sind übrigens die letzten Exemplare einer ansonsten ausgestorbenen Rasse: Es handelt sich um Ciktaschafe. Weil der Genpool sonst zu klein wird, sollen sie in den kommenden Jahren mit Exemplaren anderer Rassen gekreuzt werden.
Haus zur Schützenkultur
Nach jahrelangem Stillstand wegen eines Wasserschadens wurde 2023 endlich ein weiteres Highlight eröffnet, das man unter dem Titel „Schwäbisches Freilichtmuseum Illerbeuren“ erst einmal nicht vermuten würde: das Haus zur Schützenkultur. Es wurde in einer ehemaligen Fabrik eingerichtet.

Ehrlich gesagt konnte ich mir darunter nicht viel vorstellen. Bei meinem ersten Besuch war ich dann sehr erstaunt, wie toll die Ausstellung gemacht ist und wie spannend das Thema Schützenkultur ist.

In der Ausstellung gibt es etliche interaktive Elemente, mit denen man sich die Inhalte selbst aneignen kann. Noch besser gefallen hat mir allerdings die Mini-Führung durch den sehr engagierten Mitarbeiter Karl Schiebel, der ein wandelndes Geschichts- und Geschichtenbuch zum Schützenwesen ist. Die Geschichten hinter den Schützenscheiben sind übrigens auch interessant und die Motive manchmal ein wenig anzüglich …

Lebende Werkstätten
Dieser Stadel war einst eine Maschinenhalle, die zu einem Bauernhof in Illerbeuren gehörte.

Heute berherbergt er eine Werkstatt, in der verschiedene Workshops und Mitmachangebote stattfinden. Von Mittwoch bis Sonntag werkelt darin der Drechsler Michael Tingey. Wenn er arbeitet, fliegen buchstäblich die Späne!

Außerdem gibt es eine Töpferwerkstatt auf dem Gelände, in der man nicht nur bei der Produktion zusehen, sondern auch einkaufen kann.

Schwäbisches Freilichtmuseum Illerbeuren: Veranstaltungen und weitere Informationen
Besonderes Höhepunkte im Veranstaltungsjahr waren traditionell der Obsttag und die Handwerkertage. 2024 wurden sie erstmals zum „Illerbeurer Herbst“ zusammengelegt, der am letzten Septemberwochenende stattfand. Dort führten Handwerker alter, fast ausgestorbener Gewerke ihre Künste vor und verkauften ihe Waren.
Relativ neu ist ein weitere Highlight: die Museumsnacht. Sie fand 2024 am letzten Augustsamstag statt und bot von 18 Uhr bis 1 Uhr nachts ein umfassendes Programm mit Livemusik, Theater, Kleinkunst, Filmvorführungen und Bastelangeboten sowie diversen Essensangeboten. Höhepunkt des Abends war ein Umzug mit Figuren aus dem Ravensburger Lichterfest. Ich hoffe sehr, dass es das 2025 auch wieder gibt!

Praktische Tipps zum Museumsbesuch
Es gibt im Dorf mehrere ausgeschilderte und kostenlose Besucherparkplätze. Öffnungszeiten, Eintrittspreise und den Veranstaltungskalender für das Schwäbische Freilichtmuseum Illerbeuren findet ihr auf der Museumswebsite.
Einen halben Tag solltet ihr für den Besuch einplanen. Kinder ab dem Grundschulalter werden sich dort sicher nicht langweilen. Für die Älteren gibt es interaktive Museumsrallyes über die App Actionbound. Da man die Gebäude betreten kann und die Mitmachangebote drinnen stattfinden, ist Illerbeuren auch ein geeignetes Ausflugsziel bei schlechtem Wetter.
Sportliche können das Bauernhofmuseum Illerbeuren übrigens auch mit dem Rad erreichen: Der Illerradweg führt von Kempten bzw. Memmingen direkt dorthin.
Einkehrtipp: Gleich neben dem Museum, aber extern zugänglich, befindet sich der Museumsgasthof Gromerhof. Dort wird sehr gute regionale Küche serviert.

Für Kinder im Kindergartenalter empfehle ich das Allgäuer Bergbauernmuseum in Diepolz, in dem es viele Spielangebote für die Kleinen gibt (Hüpfheustock, Traktorparcours, Spielplätze).
Hallo Barbara,
danke für den tollen Betrag. Ich kann dir nur beipflichten. Ein Besuch in Illerbeuren ist sehr interessant. Ich war vor 5 Jahren schon mal dort und nehme mir jedes Jahr vor da wieder mal hin zu fahren. Vielleicht klappt es ja im Frühjahr.
Herbert
Hallo Herbert, bei mir war es auch schon ein paar Jahre her, dass ich zuletzt dort war. Das Museum öffnet im März wieder, da soll es dann eine Schmiedevorführung geben. Ich glaube, da fahre ich dann gleich nochmal hin. 🙂