Die Funkenfeuer im Allgäu (oft auch nur kurz Funken genannt) gehören zum Winterbrauchtum, das in mehreren Ländern des Alpenraums verbreitet ist. Sie finden traditionell am ersten Sonntag der Fastenzeit statt, der deswegen auch Funkensonntag genannt wird. Inzwischen brennt der Funken oft auch am Samstag, weil das abendliche Spektakel sich dann besser mit Beruf und Schule vereinbaren lässt.
Die Funkenfeuer im Allgäu sollen den Winter vertreiben
Für das Funkenfeuer wird ein großer Holzstoß aufgeschichtet, oft besteht er aus alten Paletten und dürren Christbäumen. Sobald es dunkel geworden ist, wird der Funken mit Hilfe von Fackeln entzündet.
Auf dem Holzstoß wird meist eine Puppe verbrannt, die Funkenhexe oder Funkahex. Der Name ist aber etwas irreführend. Beim Funkenfeuer geht es natürlich nicht um das Nachstellen einer Hexenverbrennung, wie sie im Mittelalter und der frühen Neuzeit üblich waren. Das wäre ja nun auch nicht gerade ein pflegenswertes „Brauchtum“.
Nein, die Funkenhexe symbolisiert den Winter, nach mancher Überlieferung auch den Fasching, der zu Beginn der Fastenzeit verbrannt werden soll. Kälte und Schnee sollen mit einem großen Feuer vertrieben werden, damit der Frühling einziehen kann.
Zu diesem Thema gibt es derzeit lebhafte Debatten zwischen Feministinnen, die sagen, es sei eben doch eine Frau, die da verbrannt werde, und Traditionalisten, die sich dagegen verwahren. Auf einem Diskussionsabend im Kempten Museum (1. Februar 2024) wurde von den anwesenden Experten herausgearbeitet, dass die Funkenhexe eine Erfindung des 19. Jahrhunderts war, als man das etwas langweilig gewordene Brauchtum aufpeppen wollte. In dieser Zeit kamen auch die Schießpulvertaschen auf, die auf manchem Funken dafür sorgen, dass es ordentlich knallt, wenn er brennt. Auch damals dachte man keineswegs ans Mittelalter, sondern eher an die Gebrüder Grimm und ihr beliebtestens Märchen: Hänsel und Gretel.
Zum Brauchtum gehört auch die passende Verpflegung: In der Regel gibt es Wurstsemmeln und die traditionellen Funkenküchle. Das ist ein Schmalzgebäck, das anderswo auch als Auszogne bekannt ist.
Die Pflege dieses Brauchtums obliegt oft den Sportvereinen, aber es gibt auch eigene Funkenvereine. Den größten Funken im Allgäu veranstaltet seit etlichen Jahren der Funkenclub Langenried in der Gemeinde Oberreute.
Der Funken in Oberreute
Die etwa 30 Burschen des Funkenclubs arbeiten meist die ganze Faschingswoche daran, alte Einwegpaletten auf einem Holzsockel aufzuschichten. 2023 war der Holzturm rund 15 Meter hoch. Mit Funkahex (im Schneeköniginnen-Look) waren es sogar 20 Meter.
Der Funkenclub sorgt zudem für eine ordentliche Bewirtung und sogar für ein Dixie.
Und klar, Funkenküchle gibt es auch:
Für das Entzünden des Funkens gibt es ein eigenes Zeremoniell: Zuerst dürfen Kinder an einem kleinen Fackelzug teilnehmen. Die Fackeln werden in den Schnee vor dem Funken gesteckt. Dann klettern drei Burschen aus dem Funkenclub mit Fackeln den Holzstapel hinauf, um ihn an dafür vorgesehenen Kammern in Brand zu stecken.
Nach kurzer Zeit lodern die Flammen …
… und bald brennt der Funken wie eine gigantische Fackel.
Drum herum geht es zu wie auf einem kleinen Volksfest: Es wird gefuttert, gebechert und geratscht, Kinder sausen herum und bestaunen das Feuer. Dann stürzt der Funken zusammen und verwandelt sich in ein überdimensioniertes Lagerfeuer. Es wärmt auch sehr angenehm.
Wenn der Funken langsam verglimmt, machen sich alle wieder auf den Heimweg.
Hier habe ich noch ein kleines Video für euch, das ich 2017 beim Funkenfeuer in meiner Heimatgemeinde Obergünzburg aufgenommen habe.
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Mehr InformationenUnd hier erfahrt ihr mehr über das Brauchtum und die Umzüge im Fasching im Allgäu.
Super spannend! Solche Bräuche finde ich immer sehr interessant. Vor allem auch wie sie von Region zu Region unterschiedlich sind. Toller Artikel!
Herzlich,
Anna
Das geht mir auch so. Vor allem hat mich beeindruckt, mit welcher Liebe und welchem Engagement dieser Brauch gepflegt wird. Danke für Deinen Kommentar!