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Walleinstein lebt! Letzte Sichtung: Memmingen

Wallenstein Festspiele Memmingen 2012 - beim großen Umzug

Fantasielose Menschen, Geschichtslehrer zum Beispiel, würden behaupten, dass Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Graf von Schwerin, Herr von Rostock, Herr von Stargard und Generalissimus (Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee im Dreißigjährigen Krieg) sowie Admiral bereits 1634 ermordet wurde. Ich aber habe ihn letzten Sonntag mit eigenen Augen gesehen. Erst im Interview mit einer Pressedame und dann huldvoll winkend in seiner Kutsche beim prachtvollen Einzug in die Stadt. Gut sah er aus!

Alle vier Jahre zieht Wallenstein nach Memmingen ein

Naja, es war vielleicht doch nicht der vor 280 Jahren Verblichene höchstpersönlich, sondern sein höchst ansehnliches neuzeitliches Double Dr. Klaus Hörmann.

Der echte Wallenstein war aber wirklich für einige Monate in Memmingen, nämlich im Jahr 1630. Dort machte er sich bei den Einheimischen sehr beliebt, weil während seiner Anwesenheit nicht nur Frieden und Ruhe herrschten (er ließ Hunde und Hähne einsperren, damit sie keinen Lärm machten und verbot das Läuten der Kirchenglocken), sondern er und sein Gefolge es sich auch recht gut gehen ließen und dafür sogar bezahlten. Wallensteins Abreise war wahrscheinlich weniger fröhlich als der prunkvolle Einzug, weil er in Memmingen auch seine Absetzungsurkunde erhielt.

Wie auch immer: Der Einzug Wallensteins mit seinem Gefolge wird in Memmingen alle vier Jahre mit einem außerordentlichen Aufwand nachvollzogen. 2012 war wieder ein Wallenstein-Jahr, und vom 29. Juli bis 5. August war die ganze Stadt in Wallung, mit täglichem Lagerleben, Theater-, Lager- und Reiterspielen, an drei Tagen war historischer Handwerkermarkt, es gab eine Gefechtsvorführung, einen Fackelzug und natürlich die zwei historischen Um- bzw. Einzüge. 30.000 Einwohner hat Memmingen-Stadt, 4.500 Menschen haben bei der historischen Woche mitgewirkt. Das allein finde ich schon sehr beeindruckend.

Meine Eindrücke vom Umzug anlässlich der Wallenstein Festspiele Memmingen 2012

Der Umzug am Sonntag war riesig: Rund eineinhalb Stunden lang zogen bei fürstlichem Wetter Arkebusiere, Kürassiere, Pikeniere und sonstiges Kriegsvolk durch die Altstadt, begleitet von Gauklern, Marketenderinnen, Versorgungswagen, Bettlern und einem Trupp sehr pittoresker Verwundeter. 200.000 Besucher soll die historische Woche angezogen haben. Gefühlte 100.000 waren letzten Sonntag mit dabei, darunter sogar Horst Seehofer, der bayerische Ministerpräsident. Den habe ich nicht gesehen, aber so gut wie Dr. Hörmann alias Wallenstein sieht er eh nicht aus.

Vom Umzug habe ich euch jedenfalls ein paar Bilder mitgebracht. Der Tod zog schon mal mit:

Der Tod zieht mit - Wallenstein Festspiele 2012 in Memmingen

Die Trommler gaben den Marschrhythmus vor.

Wallenstein-Trommler in Memmingen

Natürlich waren auch Musketiere dabei. Einige hoch zu Ross …

berittene Musketiere beim Wallenstein-Umzug

andere auf Schusters Rappen.

Wallenstein-Musketiere zu Fuß

Sehr dekorativ: die Fahnenträger

Fahnenträger beim großen Wallenstein-Umzug

Exotisch: Mongolen im Tross

mongolische Krieger bei den Wallenstein-Festspielen
Mongolen auf dem Großen Umzug bei den Wallenstein-Festspielen in Memmingen 2012

Unterhaltung für’s Fußvolk im Zug und am Wegesrand: die Gaukler

Gaukler beim Großen Festumzug auf den Wallenstein Festspielen Memmingen 2012

Ebenfalls sehr authentisch: der Versorgungstross

Versorgungstross beim Umzug auf den Wallenstein-Festspielen 2012

und hier noch ein Klassiker: die Pappenheimer (das sind die Reiter mit dem geschlossenen Visier)

Die Pappenheimer beim Umzug - Wallenstein Festspiele Memmingen 2012

Wenn ihr Lust auf mehr bekommen habt: 2022 ist es wieder so weit, dann findet die nächste Historische Woche Memmingen 1630 statt, und Wallenstein reitet wieder mit seinem Gefolge durch die Stadt.

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