Die Enzianhütte bei Oberstdorf sticht selbst aus der großen Vielfalt der Allgäuer Hütten und Alpen weit heraus: Obwohl sie auf 1.804 Metern Höhe liegt und nur nach einem durchaus schweißtreibenden Aufstieg zu erreichen ist, bietet sie sehr viel Komfort. Die Bezeichnung „Hütte“ trifft hier nicht wirklich zu, es handelt sich eher um ein Berghotel mit herausragender Küche und angeschlossener Wellnessabteilung. Ja, und zwar mit einer echten Wellnessabteilung mit Infrarotsauna, Panoramasauna, Whirlpool und Naturbadeteich. Auf die Enzianhütte wollte ich schon lange mal, aber irgendwie kamen immer andere Buchprojekte und sonstige Aktivitäten dazwischen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass es endlich geklappt hat.

Als Startpunkt haben wir uns für die Alpe Eschbach im Stillachtal entschieden. Denn dorthin fährt der Bus Nr. 7 von Oberstdorf aus. (Er hält auch an der Fellhornbahn, wo wir geparkt haben). Von dort wandert man in etwa 2 3/4 Stunden über Einödsbach und die Petersalp zur Enzianhütte. Wer sie im Rahmen einer Tagestour besucht, geht diesen Weg auch wieder hinunter. Da wir auf der Enzianhütte übernachtet haben, haben wir noch den Abstecher zur Rappenseehütte und den beiden Rappenseen gemacht und sind am nächsten Tag über die Alpe Breitengehren abgestiegen und durch das Stillachtal zurückgewandert.
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Aufstieg zur Enzianhütte von der Alpe Eschbach
Die Alpe Eschbach liegt sehr schön im Stillachtal, ist mit dem Rad/E-Bike oder Bus leicht zu erreichen und bietet als Sennalpe auch eine gute Einkehr. Deswegen ist dort in den Sommermonaten meist ordentlich was los. So ruhig wie morgens, zum Beginn unserer Tour, habe ich sie nur selten erlebt.

Von der Alpe Eschbach zur Petersalpe
Von dort folgt man dem asphaltierten Fahrweg weiter ins Stillachtal hinein, um ihn an der nächsten Gabelung nach links zu verlassen. Dort ist Einödsbach bereits als Ziel angegeben.

Nach knapp einer halben Stunde Gehzeit erreicht man den Berggasthof Einödsbach.

Der ist für sich bereits ein Wanderziel. Nicht nur, weil er der südlichste ganzjährig bewohnte Ort Deutschlands ist, sondern auch wegen seiner tollen Lage. Von der Terrasse hinter dem Haus aus blickt man nämlich genau auf das „Allgäuer Dreigestirn“ Trettachspitze, Mädelegabel und Hochfrottspitze. Die hatten sich bei unserem Besuch allerdings in den Dunst zurückgezogen.

Wer mag, kann im Berggasthof bereits eine erste Pause einlegen. Für uns war es aber zu früh, deswegen haben wir gleich den Weg eingeschlagen, der hinter der Terrasse in den Wald hinunterführt.

Nach einem kurzen Stück erreicht man die Brücke über den Bacherlochbach, die es zu queren gilt.

Von dort lohnt sich der Blick nach links auf das Bacherlochkraftwerk, das bereits seit dem Jahr 1912 zur Stromerzeugung dient.

Der Bacherlochbach mündet übrigens 200 Meter unterhalb in den Rappenalpbach und beide zusammen bilden die Stillach. Die wiederum wird bei ihrem Zusammentreffen nördlich von Oberstdorf mit der Breitach und der Trettach zur Iller. Aber das ist eine andere Geschichte …
Weiter geht es auf dem wildromantischen Waldwanderweg Richtung Petersalpe.

Auf diesem Abschnitt folgt auch die erste von vielen weiteren Bachquerungen auf dieser Tour.

Nach einem Wiesenstück schlägt man an einer (beschilderten) Gabelung erneut den linken Weg ein und macht sich an den Aufstieg zur Petersalpe.

Nach einer Dreiviertelstunde (ab Einödsbach) ist sie ereicht.

Die kleine Sennalpe (die Besitzer nennen sie liebevoll „Älpele“) ist über 200 Jahre alt und liegt auf 1.298 Metern Höhe. Aufgrund ihrer balkonartigen Lage ist sie ein beliebtes Wanderziel. Aber auch ihr kulinarisches Angebot kann sich sehen lassen.

Ich habe mein zweites Frühstück mit frischer Buttermilch und hausgemachtem Kuchen sehr genossen.

Die Stärkung konnte ich auch gut brauchen, denn nach der Petersalpe beginnt der knackige Teil des Wegs zu Enzianhütte.

Von der Petersalpe zur Enzianhütte
Gleich nach der Alpe zweigt nach links ein steiler Bergpfad ab, den man sich mit den Schumpen teilt.

Auch auf dem folgenden Abschnitt quert man Bachläufe.

Vor allem aber steigt man auf, denn zwischen der Petersalpe und der Enzianhütte liegen rund 500 Höhenmeter Unterschied. Bereits nach einer guten halben Stunde hat man beträchtlich an Höhe gewonnen und die Petersalpe liegt plötzlich tief unten.

Der Bergpfad ist teil steinig und wurzelig, aber immer schön.


Enzian wächst übrigens auch am Wegesrand, aber das war ja zu erwarten. 🙂

Nach etwa eineinhalb Stunden ist dann die letzte Anhöhe erklommen und die Enzianhütte kommt in Sicht. Beeindruckend, findet ihr nicht?

Der Berg, unter dessen Gipfel die Hütte liegt, ist der Linkerskopf. Mit seinen 2.459 Metern ist er der höchste Grasberggipfel der Allgäuer Alpen. Er ist zudem sehr wasserreich, von seiner Flanke laufen etliche Bäche herab. Und er ist mit seiner glatten, steilen Flanke ein richtiger Lawinenberg. Die Enzianhütte ist allerdings so in den Berg hineingebaut, dass ihr die Lawinen nichts anhaben können. Die Außensauna (rechts auf der Bergstation der Materialseilbahn) wird jeden Winter abgebaut und eingelagert, damit sie nicht von den Schneemassen fortgerissen wird. Erbaut wurde die Enzianhütte übrigens im Jahr 1937 von Max Schwegler, dem Großvater des heutigen Eigentümers und Hüttenwirts Daniel Schwegler.
Sehr empfehlenswert: Ein Abstecher zur Rappenseehütte und zum Rappensee
Zwischen der Enzianhütte und der Rappenseehütte liegen nur noch 287 Höhenmeter und 2,4 Kilometer. Außerdem ist der Rappensee nicht nur der am höchsten gelegene, sondern auch einer der schönsten Bergseen im Allgäu. Insofern ist der Aufstieg dorthin eigentlich ein Muss.

Allerdings entscheidet sich bereits 400 Meter hinter der Enzianhütte, ob man diesen Abstecher tatsächlich macht oder nicht, so kündigte Hüttenwirtin Heike uns das Schneefeld an, das es zu queren gilt. Technisch ist das nicht schwierig, aber ich musste mich schon etwas überwinden, in die steil abfallende Schneerinne zu steigen.

Bäche gilt es natürlich auch wieder zu queren.

Insgesamt ist das ein unglaublich schönes Wegstück mit viel Panorama und blühenden Alpwiesen.


Der letzte Anstieg vor der Rappenseehütte führt im Zickzack und schließlich über Stufen bergwärts.

Und dann ist sie schon fast erreicht.

Ein isotonisches Sportgetränk oder ein Schorle hat man sich auf jeden Fall verdient.

Direkt neben der Hütte liegt ein kleines Gewässer, eher ein Tümpel. Zum richtigen Rappensee gelangt man über den Pfad, den ihr links neben dem Weißbierschaum seht. Das ist ein Wegstück von nicht einmal zehn Minuten. Da auf den umliegenden Wiesen Murmeltiere leben, die Wanderer offensichtlich gewöhnt und daher ziemlich gechillt sind, musste ich natürlich fotografieren und filmen und habe dafür ziemlich lange gebraucht …


Aber ja, der Rappensee selbst ist schon auch eine ausgiebige Betrachtung wert.

Ein paar ganz Mutige waren sogar zum Schwimmen im See. Aber nur kurz, denn das Wasser ist kalt.

Der Rückweg zur Enzianhütte ist ja bereits bekannt und es geht abwärts etwas schneller.


Einkehren und Übernachten auf der Enzianhütte
Auf der Enzianhütte warten ein köstliches Abendessen, Dusche, Sauna und Whirlpool und ein einladendes Bett. So „hotelmäßig“ hatte ich das gar nicht erwartet, habe es dann aber sehr genossen. Das Essen hat Restaurantqualität und ist erstaunlicherweise nicht teurer als im Tal.


Was es im Tal natürlich nicht gibt, ist diese Sonnenuntergangs- und Abenddämmerungsstimmung:


Wenn es draußen zu kühl wird, kann man sich drinnen mit einer reichhaltigen Getränkeauswahl stärken.

In der Enzianhütte gibt es Doppel- und Mehrbettzimmer sowie mehrere Lager. Wir hatten ein Doppelzimmer, aber die Lager fand ich auch schön und gemütlich, vor allem, wenn man als Gruppe unterwegs ist.


Ich durfte zur Schließzeit sogar im Wellnessbereich fotografieren, hier die Panoramasauna und den Outdoor-Whirlpool.

Drinnen gibt es eine Infrarotsauna und noch einen Whirlpool. Aber auch die normalen Sanitäranlagen (Gemeinschaftsduschen und Toiletten) sind tipptopp.
Und das war der Blick zur Schlafenszeit aus dem Zimmerfenster – für den allein hätte sich die Tour gelohnt!

Aus dem anderen Fenster habe ich dann die Morgensonne erwischt, als sie über die Gipfel schaute und die Zacken der Höfats klar hervortreten ließ.

Nach einem reichhaltigen Frühstück ging’s dann wieder talwärts.

Abstieg von der Enzianhütte über die Alpe Breitengehren
Wo es hingeht, sieht man gleich nach dem Verlassen der Enzianhütte, denn man blickt von dort nach Norden in die Birgsau.

Das erste und steilste Stück des Weges ist ja vom Aufstieg bereits bekannt. Langweilig wird es trotzdem nicht.

Vor Peters Älpele passiert man wieder die Schumpen.


An der Wegkreuzung angekommen, hat man die Wahl: Entweder man wendet sich nach rechts und geht die bekannte Strecke über die Petersalpe und Einödsbach zurück. Oder man biegt nach links ab und folgt dem Wegweiser zur Alpe Breitengehren, die asphaltierte Straße ins Rappenalptal hinunter. Das haben wir gemacht.

Ab Mitte Juni weiden die Schumpen der Alpe Breitengehren auf den Alpwiesen um die Enzianhütte, aber als wir dort waren, hatten sie ihre Bergfahrt noch nicht angetreten.

Da die Breitengehren eine Sennalpe ist, gibt es dort gute Käsbrotzeiten. Ich habe mir dort zum zweiten Frühstück ein Stück Käsekuchen gegönnt. Nach der Alpe quert man eine schmale Brücke und gelangt so auf den ebenfalls asphaltierten Weg durchs Rappenalptal.

Eigentlich ist das eine typische Radstrecke, aber es sind nur etwa vier Kilometer zurück bis zur Alpe Eschbach, das kann man auch gut zu Fuß machen.

Etwa auf halber Strecke kommt man an einer weiteren, ebenfalls empfehlenswerten Einkehrmöglichkeit vorbei, der Alpe Buchrainer.

Auf Höhe der Buchrainer Alpe mündet übrigens der Bacherlochbach in den Rappenalpbach – das ist der Stillachursprung. Ab da wandert man nicht mehr durchs Rappenalptal, sondern im Stillachtal gen Oberstdorf. Die Stillach quert man schließlich und gelangt so zurück zur Alpe Eschbach.


Erstaunlicherweise hatte ich schon wieder Hunger und habe mir deshalb noch ein feines Halb-Käse-halb-Schinken-Brot sowie eine Buttermilch gegönnt, bevor es mit dem Bus zurück zur Fellhornbahn ging.

Tracks und Infos zur Tour
Wenn ihr auf die folgenden Links klickt, könnt ihr die Tracks zur Tour auf Komoot sehen und herunterladen. Die dort angegeben Zeiten sind die reinen gehzeiten. Da man ja auch mal was trinkt, fotografiert, eine Jacke ein- oder auspackt oder einfach den Ausblick genießt, sind die tatsächlichen Unterwegszeiten aber länger.
Alpe Eschbach bis Enzianhütte:
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Weitere InformationenEnzianhütte bis Rappensee und zurück:
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Weitere InformationenAbstieg von der Enzianhütte über die Alpe Breitengehren:
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Weitere InformationenTipps zur Tour:
Die Enzianhütte liegt so hoch, dass die Sommersaison dort erst Ende Mai/Anfang Juni beginnt. Je nach Wetterlage kann dort oben auch um diese Jahreszeit noch stellenweise Schnee liegen, ihr solltet euch also vorab infomieren. Wenn ihr gesellig seid und Partystimmung am Berg liebt, ist Samstag für euch der perfekte Enzianhüttentag, denn da ist es eigentlich immer voll. Wer es ruhiger bevorzugt, sollte eher wochentags kommen. Der Wellnessbereich ist nur gegen Aufpreis zugänglich.
Auch wenn man in irgendwelchen Foren etwas anderes lesen kann: Diese Hüttentour ist nichts für Einsteiger, man sollte schon alpine Bergerfahrung und eine gute Kondition mitbringen.
Wer sie etwas billiger haben möchte, kann alternativ auf der Rappenseehütte übernachten, wo es Lager und Mehrbettzimmer zu DAV-Preisen gibt.
Noch ein Hinweis in eigener Sache: Dieser Blogartikel ist keine Werbung, sondern ein Erfahrungsbericht; die Tour habe ich für ein Buchprojekt gemacht. Ich habe Essen und Übernachtung auf der Enzianhütte wie auch das Essen auf der Rappenseehütte und den drei Alpen ganz normal selbst bezahlt und erhalte weder Geld noch Sachleistungen für den Post.
Weitere Tipps
Falls ihr noch mehr schöne Touren bei Oberstdorf sucht, empfehle ich euch folgende Blogartikel:
Wanderung vom Nebelhorn zum Seealpsee bei Oberstdorf