Börwang brennt ist eine junge Veranstaltung, die an altes Allgäuer Brauchtum anknüpft und seit 2010 im Vier-Jahres-Rhythmus stattfindet. Ich war dieses Jahr zum ersten Mal dort und bin höchst beeindruckt von dem gewaltiges Spektakel, das der Börwanger Klausenverein auf die Beine stellt. 450 Mitwirkende aus 26 Brauchtumsvereinen aus dem Alpenraum verwandeln die 1700-Einwohner-Gemeinde bei Kempten in einen feurigen Hexenkessel, der tausende Besucher anzieht.
Börwang brennt versammelt Klausen-, Krambus-, Bärbele- und Perchtengruppen aus dem Alpenraum, um gemeinsam altes Brauchtum in modernisierter Form zu pflegen. Nach dem Umzug gibt es eine große Party im Festzelt, das gehört schließlich zur Brauchtumspflege dazu.
Eindrücke von Börwang brennt 2018
Nach Einbruch der Dunkelheit ziehen wilde Gestalten in schaurigen Masken durch den Ort. Börwangs Klausen sind traditionell in Pelze gehüllt und wirken mit ihren Hörnern wie haarige Wikinger.
Auch diese Gruppe aus dem Kleinwalsertal (D’Bommera) ist sehr traditionell unterwegs. Die Bommera sind die großen Schellen, die sie umgebunden haben. Sie machen einen erstaunlichen Lärm!
Die Penzberger Beaschdn hatten eine eigene Musikgruppe dabei.
Die diversen Krampusgruppen waren dagegen ziemlich gruselig unterwegs. Neben denen sehen die Orks aus dem Herrn der Ringe ja beinahe harmlos aus!
Teuflische Assoziationen sind hier zutreffend: Die Schluchtetuifl Biberwier aus Reutte in Tirol haben sich beim Höllenfürsten den Dreizack abgeguckt.
Dieser Krampus kommt aus Kärnten und trägt eine besonders hübsche Maske.
Aus Türkheim war eine ganz feurige Krampustruppe angereist.
Leider sind diese Dämonenvertreiber höllisch schwer zu fotografieren. Ich hoffe, ich konnte euch trotzdem einen Eindruck von Börwang brennt vermitteln. Für Zartbesaitete und kleinere Kinder würde ich es nicht empfehlen, allen anderen aber schon. Falls der Umzug 2022 wieder stattfindet, gehe ich garantiert wieder hin!
Hintergrundinfo: Klausen, Bärbele und Perchten
Das Klausen- und Bärbeletreiben ist ein Brauch, der im Alpenraum und damit auch im Allgäu seit Jahrhunderten gepflegt wird. Er hat vorchristliche Wurzeln und diente ursprünglich wohl dazu, böse Geister zu vertreiben. Die Idee dahinter: Furchterregende Verkleidungen und wildes Auftreten sollte die Klausen so schrecklich wirken lassen, dass selbst die Geister vor ihnen fliehen. Bei so einem Anblick klappt das sicher ganz gut:
Später wurden die Klausen (in Oberbayern und Österreich heißen sie Krampus) christianisiert: Sie treten rund um den Nikloaustag und oft im Gefolge des Heiligen auf. Früher teilten sie dabei auch ordentlich Rutenhiebe an vorwitzige Kinder und Jugendliche aus, aber das ist heute ziemlich gemäßigt.
Die Bärbele sind einen Tag früher unterwegs, nämlich am 4. Dezember, dem Barbaratag. Sie haben Besen dabei, mit denen sie symbolisch den Ort vom Bösen reinigen.
Dann gibt es noch die Perchten. Das sind Geisterwesen, die in den Rauhnächten vom 25. Dezember bis zum 6. Januar unterwegs sind. Ihre Aufgabe ist es ebenfalls, die Dämonen des Winters zu vertreiben. Manchmal heißt es auch, sie würden die Seelen der Verdammten holen. Es gibt sie in zwei Ausführungen, nämlich als „Schee-“ und „Schiachperchten“. Erstere sehen vergleichsweise schön aus, Letztere hässlich.